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Ist Beleuchtung ein Problem?
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In Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Wahrnehmungsfähigkeit
von Nachtfaltern vom kurzwelligen Ultraviolett- bis in den Infrarotbereich reicht.
Die maximale Empfindlichkeit wird bei einer Wellenlänge von 410 Nanometern,
im violetten Bereich des Spektrums angenommen.
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Nachtaktive Insekten
Nachtaktive Insekten orientieren sich am Licht der
Himmelskörper. Durch künstliche Lichtquellen werden
nachtaktive Insekten geblendet und in ihrer Orientierung
fehlgeleitet; bei klarem Wetter aus einer Distanz von bis zu
700 Metern. Sie fliegen zwanghaft Leuchtkörper an, bis sie
vor Erschöpfung verenden oder verbrennen. Auf diese Art
und Weise werden Milliarden von Insekten ihrem Lebens-
raum „entzogen“, unter ihnen auch einige bedrohte und
gefährdete Arten.
Anlockwirkung moderner Leuchtmittel auf
nachtaktive Insekten
Ein Leuchtmittelvergleich der Tiroler Landesmuseen in
Kooperation mit der Tiroler Umweltanwaltschaft im
Sommer 2010 ergab, dass sich insbesondere LED-Lampen
mit geringer Farbtemperatur (< 3.000 Kelvin) als
„insekten­freundlichste“ Lampentypen herausstellen.
In der Anlockkraft gefolgt wurden LEDs von der Natrium­
dampf-Hochdrucklampe und den drei untersuchten
Metallhalogen­dampf-Hochdrucklampen (Keramik- bzw.
Quarzbrenner, mit Ultraviolett-Filter).
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„Insekten-Anlocktest“ 2010: In 18 Nächten gerieten insgesamt 21.001 Insekten
in die Fallen. Davon waren ungefähr die Hälfte Zweiflügler mit unter 2 Millimeter
Größe, gefolgt von Schmetterlingen mit 3.877 und Käfern mit 1.579 Individuen.
Vogelfalle Post-Tower
Eine Studie untersuchte die Auswirkungen der Beleuch-
tung eines 160 Meter hohen Hochhauses in Bonn. Dabei
wurden über Tausend Vögel aus 29 Arten angelockt,
ca. 200 davon wurden durch Kollision sofort getötet,
weitere verletzt.
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Weitere Beobachtungen ergaben, dass mehr als
90 Prozent aller Vögel beim Durchfliegen des über
dem Dach befindlichen Lichtkegels Verhaltensauffällig-
keiten wie Kreisflug, Umkehrflug, Richtungsänderung,
Geschwindigkeitsreduzierung und ungerichteten
Flug zeigen.
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Zugvögel
Vor allem bei Schlechtwetter verringern sich Flughöhen
und starke, punktuelle Lichtquellen oder große beleuchtete
Areale können zur Desorientierung der Vögel führen.
Sie gehen nach stundenlangen Irrflügen entweder an
Erschöpfung und Stress zu Grunde oder durch die direkte
Kollision mit beleuchteten Objekten.
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Beispiele aus vielen
Ländern belegen den Tod von tausenden Zugvögeln zur
Hauptzugzeit August bis November und März bis Mai.
Etwa zwei Drittel der Zugvögel wandern in der Nacht,
sie nutzen den Sternenhimmel neben dem
Erdmagnetfeld als „Kompass“.
Eine weitere Feldstudie im Sommer 2011 mit einem licht­
technisch optimierten Versuchsaufbau bestätigte das
Vorergebnis der Untersuchung des Jahres 2010. Dabei hatte
das LED-Leuchtmittel mit warmweißer Lichtemission
(ca. 2.700 Kelvin) die geringste Anlockwirkung. Die Natrium-
dampf-Hochdrucklampe fungierte als Referenzleucht­mittel
und lockte insgesamt ca. 65 Prozent mehr Insekten als die
getesteten LEDs an.
Eine deutsche Studie am Fleher Deich in Düsseldorf kam
zu ähnlichen Ergebnissen. Nach Quecksilber­dampf-
Hochdrucklampen, welche die größte unerwünschte
Anlockwirkung aufweisen, wurden Metallhalogen­dampf-
Hochdrucklampen, Leuchtstofflampen, Natriumdampf-
Hochdrucklampen und LEDs in ihrer Anziehungskraft gereiht.
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Für alle Leuchtmittel gilt:
Abgeschirmte Leuchten mit geringer Leuchtpunkthöhe
haben eine verminderte Fernwirkung und locken weniger
Insekten an, als Leuchten, die über die Horizontale strahlen.
Vor allem Leuchtmittel, die im für den Menschen unsicht-
baren ultravioletten Bereich des Lichtspektrums
emittieren, locken vermehrt nachtaktive Insekten, da
viele Arten in diesem Wellenlängenbereich erhöhte
Empfindlichkeiten aufweisen.
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